Noch bevor wir offiziell eingereist sind, schlagen wir uns nach links in die Büsche. Über einen schmalen, sandigen Weg (waren wir nicht eigentlich froh, wieder auf Asphalt zu sein?) geht es 4 km bergauf, bergab bis zu einer Schlucht, dem „red Canyon“. Hier hat die Erosion eine wunderbare Mondlandschaft geschaffen und zugleich bietet sich diese Einöde als idealer Übernachtungsplatz an.
Es ist kühl, absolut ruhig, wir verbringen eine herrliche Nacht. Total ausgeschlafen, wollen wir am nächsten Morgen die Zollformalitäten in Angriff nehmen und verpassen als erstes irgendeine
Hütte, in der man anscheinend eine Art Straßensteuer bezahlen muss. Dass dem so ist, hören wir aber erst einige Tage später von anderen Reisenden und somit vermissen wir diese Steuer erst gar
nicht. Die Abwicklung der Einreise verläuft völlig problemlos, die Zöllner sind super freundlich, niemand fragt nach Geld oder Geschenken, die ganze Prozedur dauert noch keine 10 Minuten.
Bis ca. 100 km hinter Franceville, der 1. größeren Stadt in Gabun, fahren wir auf toller Teerstraße und dann tauchen wir auf einer roten Lehmpiste in den Dschungel ein. Aufgrund der Regenzeit ist
alles um uns herum grün oder steht in voller Blüte, es macht unglaublichen Spaß bis nach Lastoursville zu fahren, wo wir einen Nachtplatz bei einer katholischen Mission finden.
Völlig ungestört dürfen wir uns dort auf dem Rasen tummeln, jedenfalls bis uns der Regen in Form einer kurzen Schauer einholt.
Früh am Morgen sind wir bereits wieder im Dschungel unterwegs, nur macht die Strecke heute nicht soviel Spaß. Die Piste ist heftig corrugated, das heißt es befinden sich Querrillen nach
Querrillen und es fühlt sich an, als ob Monster über Wellblech fährt. Damit es uns nicht gänzlich aus den Sitzen haut, bewegen wir uns im Schneckentempo und kommen dementsprechend nicht so
wirklich voran.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit muss ein Bushcamp her und das tut sich in Form eines alten Steinbruchs auf. Im Gegensatz zu den sonstigen liegt dieser mal auf einer Anhöhe und beschert uns daher
einen sehr schönen Ausblick und kühle Temperaturen. Was wollen wir mehr?
Am nächsten Nachmittag erreichen wir die Asphaltstraße und Ndjole, eine etwas größere Ortschaft. Hier wollen wir eigentlich an einem Hotel übernachten, doch bei den uns zur Verfügung stehenden
Koordinaten ist weit und breit kein Hotel zu finden. Dafür sehen wir auf einem Firmengelände ein weißes Gesicht und halten spontan an, um diesen Menschen nach einem Stellplatz zu befragen. Der
nette Kerl ist ein Franzose, managt ein Transportunternehmen und springt spontan in sein Auto um uns zu einem anderen Hotel zu führen. Wir unterhalten uns dort noch kurz und Jupp möchte von ihm
wissen, welche Ölsorte hier in Gabun die beste ist. Prompt folgt die Gegenfrage, warum wir das denn wohl wissen wollen. Ja, weil man wieder ein Ölwechsel fällig ist, warum auch sonst. Ehe wir uns
versehen, sind wir schon wieder unterwegs zurück zu seiner Firma und Monster steht über einer Grube.
Ungefähr 10 Leute wuseln um und unter Monster herum, das Öl wird gewechselt, alle Schmiernippel gefettet und selbst der Ölbadfilter wird gereinigt und als wir am Ende bezahlen wollen, ist Benoit,
so heißt unser Wohltäter, fast beleidigt. Selbst die 17 Liter Öl dürfen wir nicht bezahlen! Obendrein bietet er uns an, die Nacht an Ort und Stelle zu verbringen und versorgt uns sogar noch mit
frischem Baguette. Manchmal trifft man einfach auf völlig selbstlose Menschen, an dieser Stelle noch einmal unseren herzlichsten Dank.
Wir nehmen die letzten Kilometer bis Libreville in Angriff und trauen unterwegs unseren Augen kaum. Kurz vor der Äquatorüberquerung stehen plötzlich Chantel und Ton mit ihrem King vor uns. Wie
sich herausstellt, haben die beiden ebenfalls in Ndjole übernachtet und sind seit dem Morgen immer ca. 10 Minuten vor uns hergefahren, Sachen gibt’s!
Auf dem Weg nach Libreville sind momentan Brückenbauarbeiten in Gang, mit der Folge, dass alle Lkws nicht über die Brücke fahren dürfen und stattdessen auf einen Ponton verladen werden. Natürlich
staut sich dadurch der Verkehr und es ist mit einer Wartezeit von 4 Stunden zu rechnen. Wir stellen uns mal wieder etwas dumm und fahren trotzdem über die Brücke, übrigens völlig ungeschoren.
Nachdem wir uns durch das Verkehrschaos in der Hauptstadt gewühlt haben, finden wir einen ruhigen Platz bei den Soeurs bleu, den blauen Schwestern.
Ursprünglich hatten wir geplant, direkt noch zur Botschaft von Nigeria zu fahren um unsere Visa zu beantragen, doch leider haben wir völlig vergessen, dass heute Allerheiligen ist und dieses auch
hier in Gabun ein Feiertag ist. Was wir auch nicht wussten und auch erst am nächsten Morgen erfahren als wir gestiefelt und gespornt vor der Botschaft stehen, ist, dass alle Ämter und Behörden
ein langes Wochenende aus dem Feiertag am Donnerstag gemacht haben und somit auch heute am Freitag niemand arbeitet. So ein Mist, jetzt hängen wir hier 4 Tage nutzlos herum.
Wir vertreiben uns die Zeit ein wenig in einem Supermarkt, uns laufen fast die Augen über, welches Angebot es gibt. Man könnte einfach alles kaufen, dass es auch in Europa gibt, aber angesichts
der hier ausgerufenen Preise wird uns ganz anders. Ein kleines, sportliches Hähnchen soll umgerechnet 10 € kosten, wer kann oder will sich das denn leisten? Da werden wir wohl bald zu Vegetariern
werden, übrigens ganz im Gegensatz zu den vielen Chinesen, die sich in der Stadt tummeln.
Eine junge Dame können wir bei ihrem Einkauf beobachten und amüsieren uns köstlich. Offenbar versteht sie nämlich kein Wort, weder englisch noch französisch und gibt einfach eine Handvoll
Geldscheine an die Kassiererin bevor sie heimlich zwei Plastiktüten an sich nimmt und davon geht. Daraufhin ruft die Kassiererin hinter ihr her und die Chinesin kehrt mit hochrotem Kopf zurück um
die Plastiktüten zurück zu legen. Wir grinsen inzwischen über alle Backen, denn die Kassiererin hat keineswegs gerufen, die Chinesin solle die Tüten zurückbringen, sondern einfach, dass sie noch
Wechselgeld bekommt!!!
Voller Tatendrang starten wir am Montagmorgen abermals und werden sehr freundlich in der nigerianischen Botschaft begrüßt. Zuerst sind Visaanträge auszufüllen und dann werden unzählige Kopien und
jeweils 2 Passfotos benötigt. Im Einzelnen sind es Kopien von den Pässen, Carnet de Passage, Gelbfieberimpfung, Führerschein und der Fahrzeugversicherung. Anschließend bezahlen wir umgerechnet
100 $US und sollen am nächsten Morgen zurückkommen um unsere Pässe abzuholen. Wow, das hat ja super geklappt!
Ganz in der Nähe ist die Botschaft von Kamerun und wir beschließen dort vorbeizuschauen, um nach den benötigten Unterlagen zu fragen. Die junge Dame am Konsular-Schalter ist relativ unfreundlich
und erklärt uns kurz angebunden, dass wir kein Visum bekommen. Hier in Libreville werden nur Visa für Einwohner von Gabun ausgestellt, wir müssen unsere in Deutschland beantragen. Schock! Wir
reden uns den Mund fusselig, aber alle Erklärungsversuche prallen an der Dame ab und auch unsere Bitte nach einem Gespräch mit dem Botschafter wird abgelehnt. Puh, jetzt stehen wir hier und sind
erst einmal ziemlich ratlos.
Nach kurzer Krisensitzung fahren wir zur deutschen Botschaft, vielleicht kann man uns dort irgendwie helfen. Der Botschafter empfängt uns persönlich und ist ein echt netter Mensch. Zwar erklärt
er uns zunächst, er könne da nun auch nichts machen, aber nachdem wir ihm unsere Karte geben und kurz erzählen, was wir so machen, scheint er ganz begeistert und will sozusagen den kleinen
Dienstweg beschreiten. Wir sollen uns keine großen Hoffnungen machen, aber er verspricht, mit dem Botschafter von Kamerun zu telefonieren und uns dann bis morgen zu informieren. Wir bedanken uns
höflich und traben etwas deprimiert davon. Müssen wir nun tatsächlich etliche Zeit hier verbringen und unsere Pässe zwecks Visabeantragung per DHL nach Deutschland schicken? Keine rosigen
Aussichten! Wir sind kaum 10 Minuten von der Botschaft entfernt, da klingelt unser Handy und der Botschafter überrascht uns mit der frohen Nachricht, dass wir am nächsten Morgen das Kamerunvisum
ohne Probleme beantragen können. Unsere Freude ist unendlich.
Und tatsächlich, nachdem wir am nächsten Morgen zunächst unsere Pässe mit eingeklebten Nigeria-Visa abgeholt haben und wieder in der Kamerun-Botschaft auftauchen, ist die junge Dame von der
Konsularabteilung überaus freundlich und nimmt ohne weiteres unsere Anträge und Pässe entgegen. Wir können diese sogar heute Nachmittag wieder abholen. Warum nicht gleich so? Da wir schon einmal
beim Visa-Shopping sind, beschließen wir am Mittwoch auch gleich noch das Benin-Visum hier zu beantragen und auch dieses können wir völlig problemlos am gleichen Nachmittag abholen. Puh, nach
einer Woche in Libreville, einer ständig verstopften, bevölkerten, großen Stadt, können wir endlich wieder los.
Haben wir ursprünglich geplant bis nach Lambarene zum Albert Schweitzer Museum zu fahren, entscheiden wir uns unterwegs ganz spontan um. Die Hitze und die ständige Schwüle machen uns ziemlich zu
schaffen und wir haben keine Lust auf irgendwelche Aktivitäten. Eigentlich wollen wir nur noch weg in eine andere Klimazone. Es geht also Richtung Norden und wieder zurück bis nach Ndjole, denn
die Alternativroute ist aufgrund der Regenzeit und der dadurch weggespülten Brücken nicht zu befahren.
Für die restlichen 600 Kilometer auf guter Asphaltstraße mitten durch den Dschungel benötigen wir 2 Tage. Unterwegs kreuzen ungezählte Baumtransporter unseren Weg und wir fragen uns, ob wohl alle
diese Urwaldriesen nach China geschafft werden, denn wie fast überall in Afrika sind auch hier die Chinesen mit dem Straßenbau beschäftigt. Es ist unglaublich, welche Bodenschätze aus dem Land
geschafft werden im Tausch gegen dünne Asphaltstraßen, die bereits nach kurzer Zeit wieder löchrig sind.
Die Zollformalitäten sind heute mal zweigeteilt. Die Einwanderungsbehörde sitzt einige Kilometer vor der eigentlichen Grenze in Bitam und der Zoll befindet sich direkt an der Grenzbrücke in
Eboro. Alles verläuft absolut korrekt, keine Fragen nach Geschenken oder gar Geld und innerhalb kürzester Zeit können wir den Grenzfluss überqueren.